Grenzerfahrung



So ist das ja häufig in den Bergen - man (und auch Frau) kommt an seine Grenzen... Aber der Reihe nach. 

In El Chapi treffen wir unseren Mountain Guide Paul, keine Liebe auf den ersten Blick. Ich bin bei solchen Sachen ja etwas picky und kann schon nicht ganz verstehen, wieso man die Gäste fragen muss, wie sie heissen, zumal ja aus gegebenem Anlass nicht gerade die Hölle los ist. Aber voilà. Nach dem wir die Haftungsauschüsse unterschrieben haben, geht es los. Die Fahrt zum los Ilizinas ist recht abenteuerlich. Da ein Feiertag ist, ist der Parkplatz offenbar brechend voll und rückwärtsfahren und Platzmachen ist nicht die Disziplin aller Einheimischen (meine ja notabene auch nicht;-). Auf dem Parkplatz angekommen, wartet schon dort schon ein Pferd auf uns, dass einen Teil unserer Ausrüstung  hochtragen wird. Nettes Tier. 
Nach gut 2.5h erreichen wir das Refugium Nuevos Horizontes und wir haben Glück. Trotz Feiertag sind nur 6 weitere Gäste da und wir können im Refugium übernachten und nicht in den mitgebrachten Zelten. Ich für meinen Teil bin ziemlich glücklich mit dieser Fügung. 






Da es noch früh ist, erkunden wir die Gegend noch links und rechts. Viel reissen wir aber nicht mehr an, einerseits macht die Höhenluft auf 4700Müm müde und andererseits müssen wir ja um 4.00 Uhr aus den Federn für unsere Bergtour. Guten Mutes, dick eingepackt und mit Wärmeflaschen legen wir uns um 20.00 Uhr ins Bett und schlafen auch direkt ein. Aber das schlafen auf dieser Höhe wird zur Grenzerfahrung Nummer 1: Spannenderweise erwachen wir beide 1h später und mit der Nachtruhe sowie den süssen Träumen ist es vorbei. Wir reden zwar nicht miteinander, weil wir nie sicher sind, ob der/die andere auch wach ist, aber uns hat wohl beiden die Höhe zugesetzt. Wir haben beide so starke Kopfschmerzen, dass uns übel ist. Ich wähle die Taktik nicht bewegen, Jürg zu meinem Leidwesen hin und her wälzen, was sich auf meine Übelkeit nicht so gut auswirkt. Aber der starke Kopf gewinnt, ich halte still und durch. Bei Jürg geht irgendwann gar nichts mehr und die Übelkeit siegt. Trotzdem lässt er es sich nicht nehmen, nach einem warmen Tee und einem Stück Toastbrot kurz vor 5.00 Uhr mit der Stirnlampe loszulaufen. Und spannenderweise geht es ihm vom Meter zu Meter besser. Es ist ein wunderschönes Gefühl so im Dunkeln loszustapfen und schon bald erleuchtet die Sonne die ersten Bergkuppen hinter uns.  






Die nächste Grenzerfahrung ist die Wanderung selber. Der Weg ist massiv anspruchsvoller als ich es aus den Beschreibungen gelesen hatte. Einzig der Guide hat mich gestern etwas stutzig gemacht, als er die Wanderung beschrieben hat und von der Death Zone gesprochen hat. Aber das sei kein Problem, er werde dann ein Seil spannen. Ah ja, das wird ja heiter werden.... Wir brauchen dann auch wirklich 3h für die weiteren 400 Höhenmeter, was daran liegt, dass der Untergrund entweder aus sehr rutschigem Geröll besteht oder man dann schon halb klettern muss. Und das nicht nur in der Death Zone. Schon ziemlich früh nutze ich meinen Klettergurt und werde an den Guide angekettet. Jürg macht das mit links. Teilweise ist der Weg sehr ausgesetzt und als wir schliesslich den Gipfel erreichen, kann ich mich nur so halb freuen. Einerseits fehlt natürlich der Gipfelwein (Anfängerfehler), anderseits ist es so schmal, dass wir zu dritt kaum Platz haben und last but not least, weiss ich, dass ich hier auch wieder runter muss.





 Und die 1200 Höhenmeter Abstieg haben es wirklich in sich, Abseilen inklusive und erneut sehr viel loses Geröll. Aber wie ihr auf den Bildern sehen könnt, es hat sich total gelohnt. By the way - Paul hat sich als Guide dann als sehr kompetent und ruhig erwiesen. Auch unsere Namen kannte er schliesslich auch:-).
 



Und den Gipfeldrink holen wir nun auf unserer neuen Hacienda nach. 

Kommentare

  1. super toll gewandert, trotz der Höhe und trotz wenig Schlaf!! Vom gemütlichen Bürostuhl sieht es natürlich einfach nur wunderschön und cool aus!!

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  2. Wow. Mega krass das schon beim Schlafen das Kopfweh anfängt. Ich kenne das auch, ist selten wegen der Höhe 😎🙈

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